Im Finale der Damen kommt es am 9. September 1997 im neueröffneten Arthur Ashe Stadion zum Aufeinandertreffen zwischen Martina Hingis und Venus Williams. Beide mit Jahrgang 1980 noch im Teenager-Alter. Hingis, noch nicht ganz 17-jährig, ist damals die Nummer 1 der Welt, währenddem Venus Williams ihre ersten US Open bestreitet und als Ungesetzte durch das Tableau stürmt. Hingis wird ihrer Favoritenrolle gerecht und setzt sich mit ihrem raffinierten Tennis, das häufig mit Schach verglichen wird, klar mit 6:0 und 6:4 gegen das ziemlich ungestüme Powertennis ihrer Gegnerin durch.
Es ist der Beginn einer grossen sportlichen Rivalität und faszinierenden Duellen, aufgrund der völlig unterschiedlichen Spielanlage und körperlichen Voraussetzungen. Schon bald wird auch die jüngere Schwester von Venus, Serena Williams, mitmischen. Eine neue Generation hat das Diktat übernommen, das Damentennis erreicht ein ganz neues Level im athletischen Bereich. Doch allmählich kann Martina Hingis mit dieser Entwicklung nicht mehr ganz mithalten. Im Jahre 2001 tritt sie aufgrund von Fussproblemen mit gerade mal 21 Jahren erstmals zurück...
2017 - 20 Jahre danach - sind sowohl Venus Williams, als auch Martina Hingis immer noch im Arthur Ashe zu bewundern. Venus Williams ist mit 37 Jahren bei den Grand-Slam-Turnieren im Jahr 2017 gar die konstanteste Spielerin überhaupt, mit zwei Finalteilnahmen bei den Australian Open und in Wimbledon und dem Erreichen des Halbfinals bei den US Open. Nur ganz knapp unterliegt sie der späteren Siegerin Sloane Stevens mit 5:7 im dritten Satz. Nach Krankheit und diversen Verletzungen hat sie sich zurückgekämpft und steht mittlerweile in der Weltrangliste auf Platz 5. Ein Rücktritt scheint nach wie vor kein Thema zu sein. Warum sie immer noch spielt und Trainings- und Reisestrapazen auf sich nimmt?
"Ich liebe Tennis. Es gibt keine andere Erklärung. Ich liebe die Herausforderung, ich liebe den Druck. Und was mir gefällt: Auch am allerletzten Tag Deiner Karriere kannst Du Dich noch verbessern."
Martina Hingis ihrerseits ist im Jahre 2013 zum zweiten Mal auf die Tour zurückgekehrt und ist seither im Doppel und im Mixed am Start - mit durchschlagendem Erfolg! Ihr Gespür für das Spiel ist nach wie vor unerreicht, fast immer steht sie am richtigen Ort und glänzt am Netz mit ihren Reflexen und ihrem "goldenen Händchen". So auch bei den US Open: An der Seite von Latisha Chan und Jamie Murray gewinnt sie sowohl im Damen-Doppel, als auch im Mixed und feiert damit ihre Grand-Slam-Titel 24 und 25! Angesprochen, warum sie immer noch spiele und was sie an Tennis derart fasziniere, antwortete sie kürzlich:
"Ich habe immer noch Freude daran, versuche, mich zu verbessern, mit der Zeit zu gehen. Auch Roger (Anm. Federer) geniesst es sicher, wenn er den Jungen die Bälle um die Ohren schlägt. Ich freue mich genau gleich, wenn ich den Ball richtig vorausahne und ihn richtig gut treffe. Und noch die Chance habe, Grand Slams zu gewinnen. Im normalen Leben gibt es nicht viel, das sich so anfühlt. So erfüllend."
Wenn man Hingis heute zuschaut, sieht man richtig die Spielfreude. Es wird viel gelacht, alles wirkt sehr entspannt und sie betont: "Tennis war für mich immer ein Spiel, kein Job."
Die Wege von Venus Williams und Martina Hingis werden sich übrigens auch auf dem Court schon bald wieder kreuzen. In einem Schaukampf im Bundesstaat West Virginia treffen die beiden aufeinander...