Vor dem abschliessenden vierten Springen bei der traditionellen Vierschanzentournee in Bischofshofen steht der Gesamtsieg des Vorjahressieges Kamil Stoch so gut wie fest. Nachdem er die ersten drei Springen für sich entscheiden konnte, ist der Vorsprung beträchtlich. In den Medien wird nur noch darüber diskutiert, ob Kamil Stoch auch das vierte Springen gewinnen wird. Das Kunststück alle vier Springen der Tournee zu gewinnen ist in der mittlerweile 66-jährigen Geschichte nur dem deutschen Sven Hannawald im Jahre 2002 gelungen. Wird Stoch es ihm gleich tun können?
Wenn wir Sportübertragungen verfolgen wird häufig von Rekorden, Titeln und Medaillen berichtet. Wenn bspw. bei der Vierschanzentournee ein Athlet die ersten drei Springen für sich entscheidet, wird nicht lange diese herausragende Leistung gewürdigt, sondern der Blick richtet sich gleich nach vorne: Wird nun auch der vierte Streich folgen? Es sind die Medien, welche von aussen einen Druck aufbauen und den Athleten in Interviews und Pressekonferenzen mit Fragen darüber eindecken.
Dem sich zu entziehen und eine Perspektive beizubehalten, welche die Leistung und den Prozess in den Vordergrund stellt, ist gar nicht einfach. Gedanken rund um Rekorde sind für den Athleten selbst nur ablenkend und meist leistungshemmend. Wenn Kamil Stoch sich zu seinem ersten Sprung in Bischofshofen bereit macht, geht es nur darum einen möglichst guten und sauberen Sprung zu zeigen. Er sollte seiner gewohnten Routine nachgehen und keine Gedanken daran verschwenden, dass er bald Geschichte schreiben könnte...
Am Abend des 6. Januar ist es dann tatsächlich so weit. Nach einem Flug auf 137 Meter gewinnt Kamil Stoch auch das letzte Springen mit knappem Vorsprung. Angesprochen auf seinen Erfolg gibt er freudestrahlend Auskunft und bestätigt:
"Ich wollte nur meine besten Sprünge zeigen, ich habe nie auf den Sieg geschaut" und ergänzend: "Ich denke nicht ständig ans Gewinnen, das ist auch nicht klug"